ACO10408 – Nussknacker und Mausekönig

Nussknacker und Mausekönig

Ein musikalisches Weihnachtsmärchen für Erzähler und Orchester
Musik von Pjotr I. Tschaikowskij

Text von Anne do Paço nach dem gleichnamigen Märchen von E.T.A. Hoffmann

Erzähler: Herbert Feuerstein

Philharmonisches Staatsorchester Mainz
Catherine Rückwardt

Die Geschichte
Es ist Weihnachten. Marie und Fritz, die beiden Kinder des Doktor Stahlbaum, fiebern aufgeregt der Bescherung entgegen. Ob wohl eine neue Puppe auf dem Gabentisch liegt? Oder die langersehnte Zinnsoldatenarmee bereitsteht? Natürlich gehen alle geheimen Kinder-Wünsche in Erfüllung. Am meisten freut sich Marie aber über ein Geschenk ihres etwas unheimlichen, einäugigen Patenonkels Drosselmeier: Es ist ein bemaltes Holzmännchen, das aussieht wie ein Husar und Nüsse knacken kann – ein Nussknacker. Er ist nicht gerade besonders hübsch, sein langer, kräftiger Oberkörper will nicht so recht zu den kleinen dünnen Beinen passen, und der Kopf ist auch viel zu groß. Ein Nussknacker soll ein Geschenk sein, werdet ihr jetzt fragen? Für Marie ist es das schönste vom ganzen Weihnachtsfest – und sie verliebt sich sogar ein bisschen in das hölzerne Männchen. Wenn kleine Mädchen sich aber in Nussknacker verlieben – dann beginnen Geschichten seltsam zu werden.

Als alle schon ins Bett gegangen sind, und nur Marie ihren Nussknacker noch in den Schlaf wiegt, kommen aus den Ritzen im Wohnzimmerboden plötzlich Tausende von Mäusen hervor – eine ganze Armee, die es, angeführt von dem 7-köpfigen Mausekönig, auf den Nussknacker abgesehen hat. Es kommt zu einer schrecklichen Schlacht, in der Kanonen-Geschosse aus Pfeffernüssen und Zuckermandeln alles verwüsten, und der Nussknacker wäre fast gestorben, hätte Marie ihn nicht gerettet.

Dies ist aber nur der Anfang der wunderlichen Dinge, die passieren, denn der Nussknacker ist eigentlich gar kein Nussknacker, sondern ein verzauberter Prinz, und er nimmt Marie nun mit in sein Zauberreich: Dort sind die Flüsse aus Limonade und Orangensaft, die Häuser aus Lebkuchen, Makronen und anderem Zuckerwerk, seltsame Leute gibt es dort und am beeindruckendsten ist die schöne Zuckerfee …

Das Märchen von der kleinen Marie und dem Nussknacker lieferte den Stoff für eines der schönsten romantischen Handlungsballette. Sein Komponist war der Russe Pjotr I. Tschaikowskij (1840–1893). Dieser war nicht nur einer der größten Sinfoniker, sondern auch einer der genialsten Ballettkomponisten. Die Geschichte stammt von dem deutschen Romantiker E.T.A. Hoffmann (1776–1822), der nicht nur ein äußerst vielseitiger Dichter war, sondern auch ein Komponist und exzellenter Zeichner. Sein Märchen vom Nussknacker und Mausekönig schrieb er 1816 als Weihnachtsgeschenk für die Familie seines Freundes Julius Eduard Hitzig. Dessen Kinder Marie und Friedrich liebten die Geschichten Hoffmanns so sehr, dass er ihnen immer wieder neue erzählte, die er, um sie noch anschaulicher zu machen, durch wunderschöne selbstgebaute Bühnenbildmodelle illustrierte.

Die Geschichte vom Nussknacker wurde schnell in ganz Europa zu einem der meistgelesenen Märchen und gelangte in einer französischen Übersetzung des Dichters Alexandre Dumas auch nach Russland. Modest Tschaikowskij, der Bruder Pjotrs, arrangierte das Märchen für die Kinder seiner Schwester zu einem Kinderzimmerspiel und der Komponist war von diesem Kindertheater so begeistert, dass er dem Choreographen Marius Petipa, mit dem er auch schon bei anderen Balletten wie z. B. „Dornröschen“ zusammengearbeitet hatte, vorschlug, ein Ballett daraus zu machen.

Die märchenhafte Handlung bot Tschaikowskijs musikalischen Ideen einen überaus reichen Entfaltungsspielraum. Seine Komposition, aus der die vorliegende CD die schönsten Ausschnitte in Kombination mit einer Bearbeitung von Hoffmanns Märchen präsentiert, besticht insbesondere durch ihre raffinierte Instrumentationskunst. Gleich in der Ouvertüre vermag Tschaikowskij dem Orchester die Klänge einer Spieldose zu entlocken, indem er einfach auf Instrumente wie Celli und Kontrabässe verzichtet. Besonders berühmt ist der Tanz der Zuckerfee, in dem er ein Instrument einsetzt, das damals erst erfunden und in Russland noch unbekannt war: die Celesta. Sie sieht aus und funktioniert wie ein Klavier, statt der Saiten verfügt sie aber über Stahlplatten, die wie bei einem Glockenspiel angeschlagen werden und einen himmlisch „zuckrigen“ Klang haben.